Die Dialogebox 

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Ist euch das auch schon mal passiert: Ihr sitzt in einem Vortrag, dort wird etwas Neues vorgestellt und ihr denkt: „Genau mein Thema!“
So ging es mir beim Pfälzer Arbeitsschutztag auf dem Betzenberg, als mir am Stand der Berufsgenossenschaft Holz und Metall die Dialogebox vorgestellt wurde. Sie ist ein Unterstützungsangebot für Unternehmen und Teil der Kampagne „kommmitmensch“, die die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung (Berufsgenossenschaften und Unfallkassen) und deren Spitzenverband die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung durchführen.

Mit der Dialogebox werden die Unternehmen dazu eingeladen, die Themen (sogenannte Handlungsfelder) Führung, Kommunikation, Beteiligung, Fehlerkultur, Betriebsklima sowie Sicherheit und Gesundheit in Ihrem Unternehmen näher zu beleuchten und letztlich den Arbeitsschutz im Betriebsalltag zu verankern und eine Präventionskultur zu entwickeln. Jedoch nicht in einem langatmigen theoretischen Meeting dessen Ergebnisse hinterher bestenfalls im Nirwana landen, sondern eine einfache praktische Umsetzung steht im Vordergrund, bei der die Mitarbeiter eingebunden werden.

1. Inhalt der Dialogebox

Die Box besteht aus stabilem Karton. Wenn man den Deckel aufklappt, hält man zuerst ein großes Poster aus festem Papier in der Hand. Darauf sind in aufgelockerter Tabellenform einzelne Schritte und verschiedene Stufen zu sehen. Dann befinden sich noch ein DIN-A-3 Poster mit den Regeln der Zusammenarbeit, Stifte, Klebezettel, ein Leitfaden, eine Schnellanleitung und Karten zu den verschiedenen Handlungsfeldern in der Box. 

2. So funktioniert es

Eine Gruppe von 5-8 Personen setzt sich für ungefähr 1,5 Stunden mit einem Moderator zusammen. Der Moderator soll sich neutral verhalten, den Prozess begleiten und darauf achten, dass alle zu Wort kommen.
Zuerst werden die Regeln für den Austausch festgelegt. Das Poster dazu ist ebenfalls in der Box enthalten.
Wichtig ist ein offener Austausch, bei dem unterschiedliche Meinungen willkommen sind.
Anschließend wird eines der sechs Handlungsfelder für die Besprechung gemeinsam herausgesucht. Zur Auswahl stehen
  • Führung
  • Kommunikation
  • Beteiligung
  • Fehlerkultur
  • Betriebsklima
  • Sicherheit und Gesundheit
Auf dem großen Poster ist ein 5-Stufen Modell, mit den verschiedenen Verhaltensmustern im Umgang mit Sicherheit und Gesundheit zu finden. Das soll den Teilnehmenden helfen, die jeweiligen Verhaltensweisen/Situationen besser einzuordnen. In der Box sind bereits zu jedem Handlungsfeld Karten für jede Stufe vorhanden. Diese werden als erstes gemeinsam auf dem Poster den verschiedenen Stufen zugeordnet. Das erleichtert die Zuordnung, wenn im nachfolgenden Schritt Beispiele aus dem jeweiligen Unternehmen von allen Beteiligten eingebracht werden. Dazu notieren alle Teilnehmenden Situationen oder Verhaltensweisen, die sie aus dem eigenen Betriebsalltag kennen. Dann werden diese Beispiele der entsprechenden Stufe zugeordnet.
Im Anschluss werden Lösungen erarbeitet und diskutiert, wie das Problem in Zukunft besser gelöst wird. 

3. Resümee: Prävention mit Potential

Die Anwendung der Dialogebox ist strukturiert, einfach und benötigt relativ wenig Zeit. Wenn ein solcher Dialog regelmäßig durchgeführt und die erarbeiteten Lösungen umgesetzt werden, ist das für die gesamte Belegschaft und damit auch für das Unternehmen ein gewinnbringender Prozess. Davon hängt der langfristige Erfolg und auch die Motivation aller Beteiligten ab. Je nach Gruppenzusammensetzung ist der Austausch von Wissen und Informationen über die verschiedenen Führungsebenen hinweg möglich. Dass auch festgehalten und klar benannt wird, was bereits gut funktioniert, motiviert. Bei allem was noch nicht so gut läuft, werden Lösungsvorschläge gefunden. Das spornt an, besser zu werden.
Der Erfolg des Dialogs hängt aber von der tatsächlichen Umsetzung der erarbeiteten Lösungen ab. Wenn die nicht geschieht, wird die Motivation der Beteiligten schnell verschwinden.

Die sechs Handlungsfelder sind Bereiche des Berufsalltags, die mit dem Auftauchen von psychischen Erkrankungen in Beziehung stehen. Diese Erkrankungen sind nach den Muskel- und Skeletterkrankungen der zweithäufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit, (vgl. S. 19, BKK Gesundheitsreport 2013) Tendenz steigend (vgl. S. 37, BKK Gesundheitsreport 2013). Konsequent im Sinne des Erfinders angewendet, ist es interessant zu wissen, wie sich die Zahl der psychischen Erkrankungen mit dem Einsatz der Dialogebox entwickelt.

Quellen:
  • BKK Dachverband (Hrsg.) (2013). BKK Gesundheitsreport 2013. Gesundheit in Bewegung, Schwerpunkt Muskel-Skelett-Erkrankungen. Zugriff am 28.06.2018 unter https://www.bkk-dachverband.de/fileadmin/publikationen/gesundheitsreport/fruehere_gesundheitsreporte/BKK-Gesundheitsreport_2013.pdf